Das Waldnaabtal zwischen Falkenberg und Windischeschenbach-Neuhaus ist mit seinen zahlreichen beeindruckenden Fels-Formationen, Granit-Verwitterungsformen (Matratzen- und Wollsackverwitterung), Blockmeer-Bildungen, Strudellöchern, Schliffen, Pseudo-Karren und Steinmühlen und dem Sauerbrunnen ein äußerst sehenswertes Groß-Geotop. Das ca. 180 Hektar große Naturschutzgebiet ist gut mit Wanderwegen erschlossen und Schulbeispiel für die Wirkung exogener Kräfte auf einen Granitkörper.
Wie ein Gemälde: Das Waldnaabtal (hier zwischen
Gletschermühle und Tischstein)
Die Naab (oberhalb der Mündung der
Heidenaab "Waldnaab") ist
ein
linker Nebenfluß der Donau mit einer Gesamtlänge von etwa
165
km. Die Waldnaabquelle
liegt hart an der Grenze zu Tschechien bei der Silberhütte im
Landkreis Tirschenreuth. Diese Beschreibung betrifft etwa
Flußkilometer 147.5
(Wanderparkplatz
Falkenberg) bis Kilometer 133.7 (Straßenbrücke
Windischeschenbach-Neuhaus).
Es ist sicher nicht vermessen, diesen Abschnitt des wildromatischen
Waldnaabtals
als schönsten der gesamten Naab zu bezeichnen. Mehrere
mittelalterliche
Burgen (Falkenberg, Schwarzenschwal, Altneuhaus, Herrenstein, Neuhaus)
wachten auf den steilen Felsen über das Tal.
Bildquelle: (c) Bayerisches Geologisches Landesamt (leicht abgeändert) |
Links ein Blick auf die geologische Karte mit Falkenberg etwa in der Bildmitte: 25 km nördlich von Weiden durchschneidet der kleine Fluß (Tirschenreuther-) Waldnaab auf ca. 15 km Länge (Luftlinie 7,5 km) den spätvariskischen Falkenberger Porphyr-Granit (violett-gepunktet dargestellt). Nördlich Falkenberg kommt die Waldnaab aus tertiären Ablagerungen (ocker-farben gezeichnet) in das Granit-Gebiet. |
Während weiter östlich, im
Bereich Tirschenreuth, der
Granit
tiefgründig verwittert (Granitgrus) erscheint, stellenweise durch
sauere Wässer auch kaolinisiert ist (südl.
Tirschenreuth/Schlemitz),
finden wir im Waldnaabtal andere Verwitterungsformen vor. Man
geht
davon aus, dass chemische Verwitterung und tiefe Vergrusung (im
Tertiär)
mit und ohne Eigenbewegung das Blockmeer im Talgrund hat entstehen
lassen.
Am Talhang, an steilen, wollsackförmigen Felsbildungen sind
fluvial
geprägte Formen zu sehen. Auf verschiedenen Wasserstandslinien
erkennt
man Hohlkehlen und Auskolkungen der talbegleitenden Felsen. Mit dem
Sauerbrunnen,
einer eisen- und schwefelhaltigen (Verengungs-) Quelle liegt ein
weiteres,
sehenswertes Geotop am Wegrand. Vom Wasserstand abhängig
können
Strudellöcher (bis 10 Meter Tiefe), Schliffe, Pseudo-Karren und
Steinmühlen
beobachtet werden.
Am Butterfaß (auch
Teufels-Butterfaß, Bild links) im Waldnaabtal haben Strudel
(Standwalzen) im schnellfließenden
Wasser, die Strudellöcher
(mit Mahlsteinen) und Pseudostrudellöcher
(mit Sand und feiner Kies) ausgeschliffen. Solche Erosionsformen finden
wir im Waldnaabtal immer wieder,
diese sind vorzugsweise zu Niedrigwasserzeiten gut zu sehen. Mehr zum Butterfass <hier> |
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Die Gletschermühle
(zwischen Tischstein
und Waldfrieden-Hütte) zeigt ein mustergültiges Strudelloch. Mehr zur Gletschermühle <hier> |
Die Verteilung der Blöcke im
Flußlauf ist keineswegs
gleichmäßig, immer wieder verbauen Blockansammlungen
("Steps") und Felsschwellen wehrartig den ansonsten gemächlichen
Verlauf ("Pool") der Waldnaab. Diese "Step-Pool-Sequenzen" führen
zu bereichsweise sehr unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten.
Ob das Waldnaabtal einen antezedenten
(antezedent bezeichnet
ein Tal, das vor der Hebung eines Gebirges angelegt wurde und bei der
Landhebung
seine Position beibehalten konnte, Beispiel Mittelrheintal) Charakter
hat,
oder vielmehr, wie etwa der Grand Canyon, ein sich eintiefendes
Flußtal
darstellt, darüber gehen die Meinungen auseinander. Vieles spricht
dafür, dass auch in jüngerer geologischer Zeit noch eine
Hebung
(der Falkenberger Granithochfläche) stattfand, zu Zeiten, in denen
sich die Waldnaab hier bereits ihren Weg
bahnte. Wahrscheinlich sind beide Vorgänge in Kombination für
das Tal verantwortlich. Bild links: Hohlkehle, etwa sechs Meter über dem heutigen Wasserspiegel. |
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Der Amboss,
ein sich ca. sechs Meter über das Niveau der Waldnaab erhebender
Block, ist fast auf der gesamten Höhe - besonders in Luv- und
Lee-Richtung vom Wasser geschliffen. Alleine mit dem schwankenden
Wasserstand ist das nicht zu erklären. Die Waldnaab liegt in Falkenberg etwa 461 Meter über NN, beim Sauerbrunnen 455 Meter, bei der Blockhütte 449 Meter, bei der Autobahnbrücke (Johannisthal) 431 Meter und im Zusammenfluss mit der Fichtelnaab bei Windischeschenbach 423 Meter ü. NN, der relative Taleinschnitt beträgt maximal etwa 50 Meter. Mehr zur Amboss <hier> |
Die häufigste, im Waldnaabtal und seinen Nebentälern gut zu sehende Granit-Verwitterungsform ist, neben der Vergrusung, die Wollsackbildung. Einerseits wurden zuerst die durch das Kluftsystem und die Bankung bedingten Kanten und Ecken durch physikalische, biologische und chemische Verwitterung angegriffen, wodurch sich die rundlichen Formen ergaben, andererseits kam es zum Abschuppen dünner Gesteinsplättchen (Desquamation). Man kann das mit dem Schmelzvorgang eines quaderförmigen Eiswürfels im Wasser vergleichen. Dieser Vorgang hat sich unter der Erdoberfläche abgespielt. Der Verwitterungs-Schutt (Granitgrus) kann dabei an Ort und Stelle bleiben (wobei er gute wasserführende Eigenschaften besitzt) oder, etwa durch Oberflächengewässer, wie hier durch die Waldnaab, abgeführt werden. An dieser Stelle soll auch auf die sehenswerte Felsgruppe Wolfenstein bei Hohenwald verwiesen werden, die ebenfalls dem Falkenberger Granitpluton zuzurechnen ist.
Um das Waldnaabtal ranken sich zahlreiche
Sagen, viele
Gesteins-Formationen
hat der Volksmund mit abenteuerlichen Namen bedacht:
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Das Waldnaabtal steht seit 1950 unter
Naturschutz (Landkreis
Tirschenreuth
176.01 Hektar, LK Neustadt 6.65 Hektar), das Bayerische
Landesamt
für Umwelt führt den Falkenberger Burgberg (Naturdenkmal,
Typlokalität
für
Falkenberger Granit) unter Geotop-Nr.: 377R012, das Waldnaabtal-NSG
unter
Nr.: 377R013 und den Sauerbrunnen unter Nr.: 377Q001.
Links:
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