Die Bleierzlagerstätte von Freihung
von Berthold Weber, Weiden

Die Bleierzlagerstätte von Freihung gilt sicher als größtes bayerisches Bleivorkommen. SLOTTA (1983) bewertet das Gebiet um Freihung sogar als eines der größten Bleivorkommen Europas. Zwar ruht der Bergbau schon über ein halbes Jahrhundert, doch zeugen die kaum übewachsenen weitläufigen Halden der Grube "Vesuv" von den Erzen auf die über 500 Jahre lang mehr oder weniger intensiv Bergbau betrieben wurde.


Die Halden vermitteln einen Eindruck als seien es Dünen

Dieses Geotop befindet sich etwa einen Kilometer südöstlich von Freihung, also etwa 20 km westlich von Weiden. Von den ehemaligen Bergwerksanlagen sind heute nur noch unscheinbare Ruinen zu sehen. Die weitläufigen Halden sind kaum und stellenweise nicht bewachsen. Das mag an der mangelnden Fähigkeit des Sandes Wasser zu speichern liegen oder (auch) an dem hohen Gehalt von Bleiverbindungen im Boden. Vorweg sei erwähnt, dass das gesamte ehemalige Bergwerksgelände aus Sicherheitsgründen (Einsturzgefahr !) nicht betreten werden darf, worauf auch zahlreiche Schilder hinweisen.
 

An über 60 Stellen wurde im Raum Freihung Blei abgebaut. Westlich Tanzfleck befand sich die in Sammlerkreisen bekannte Fundstelle für ausgezeichnete Pyromorphit- (=Grünbleierz)  Kristalle. Die ehemalige Grube "Vesuv", deren Lagerstätte hier als Geotop vorgestellt wird, befand sich südöstlich Freihung. 

Die Freihunger Bleierze treten in den Schichten des Unteren Keuper und/oder Oberen Muschelkalk, vor ca. 200 Mio Jahren abgelagert) auf, jedoch ist die geologische Situation am Rand des mesozoischen Beckens in den gekippten und verzahnten Schichtpaketen (Freihunger Störung) keineswegs einfach zu duchschauen. Das Bleierz liegt in der Form von Cerussit (Weißbleierz), Pyromorphit (Grünbleierz) und Galenit (Bleiglanz) vor. Die größte Menge (nach KLEMM & SCHWARZENBERG 1977 ca. 90%) entfällt dabei auf Cerussit, der als Bindemittel im Sanstein die Poren füllt oder seltener auf Klüften kristallisiert ist. Der Cerussit dürfte epigenetisch aus sulfidischen Erzen des "Wollau-Typs" (Bleiglanz) entstanden sein. Über die primäre Genese der Lagerstätte wurde viel spekuliert. ZIEHR (1975) schreibt: "Die synsedimentäre Entstehung, wie sie schon 1888 von THÜRACH angenommen, später aber in Frage gestellt wurde, ist durch zahlreiche Beobachtungen (TILLMANN 1958, H. M. KÖSTER und S. KÖSTER 1964) gesichert." Allerdings muss nach heutiger Ansicht diese Bleimineralisation als (spät-) diagenetisch bis epigenetisch bezeichnet werden. Funde von versteinerten Hölzern beweisen, dass es sich um einen küstennahen Sedimentationsraum gehandelt hat.

Das häufigste Bleimineral war Cerussit (Weißbleierz). Allerdings zählen gute Kristalle auf den seltenen Klüften im Sandstein zu den Raritäten. Typisch für dieses Vorkommen ist die zartgrüne Farbe. (Bildbreite ca. 2 cm)
Quelle: Sammlung und Foto: Berthold Weber

Zum Cerussit von Freihung siehe auch Mineral des Monats 7/2007

Auf einer Kluftfläche konnte Cerussit frei kristallisieren. Die Oberfläche im Bild links zeigt gitterartige "verdrillingte" Verwachsung von Cerussit. Bildbreite 1,5 cm, Sammlung und Foto: Berthold Weber

<Bild für stärkere Vergrößerung bitte anklicken>
Weitaus seltener kam Pyromorphit (Grünbleierz) vor. Die nur mm-großen grünen und in der Regel langestreckten 6-seitig-prismatischen Kristalle sitzen (im Gegensatz zum nahegelegenen Vorkommen von Tanzfleck) hier auf Cerussit auf. (Bildbreite 3 mm) 
Quelle: Sammlung und Foto Berthold Weber

Zum Pyromorphit von Tanzfleck siehe auch Mineral des Monats 6/2007

Ebenfalls, und erst kürzlich durch Prof. Dr. Harald Dill sicher bestimmt, tritt in den Sandsteinklüften kräftig blauer Linarit auf. Die typischerweise "linealartigen" Kriställchen sind allerdings sehr selten und kaum mal einen Millimeter groß und typischerweise garbenartig verwachsen.

Quelle: Sammlung und Foto Berthold Weber
Versteinertes (blei-vererztes) Holz im Sandstein. Das stark bituminöse (Koniferen-) Holz wurde nicht, wie das oft bei Fossilien der Fall ist durch Kalkspat (Karbonatisierung) oder Quarz (Verkieselung) sondern durch Bleiglanz-Vererzung erhalten. (Bildbreite 6 cm)

Quelle: Sammlung und Foto Berthold Weber

Durch eine Anzahl von Kernbohrungen wurde die Lagerstätte bis zu einer Tiefe von 800 Meter untersucht. Demnach betragen die Gesamtvorräte des Freihunger Vorkommens rund 200.000t Blei, das sind immerhin ca. 0.1% der weltweit bekannten und gewinnbaren Reserven. Anderen Hochrechnungen zu Folge wären sogar mehrere Millionen Tonnen Blei vorrätig. Die Lagerstätte wurde dabei auf 1-2 km Breite und ca. 3-6 km Erstreckung betrachtet. Hinzugefügt werden könnte noch, dass im weiteren Umfeld, etwa bei Pressath ("Bleiloch"), ebenfalls Bleierze gefunden und zeitweise sogar gefördert wurden. Problem bei der gesamten Lagerstätte ist lediglich die im Mittel für einen (heute) rentierlichen Abbau zu geringe Konzentration.

Die Geschichte des Freihunger Bleibergbaus reicht viele Jahrhunderte zurück. Selbst Vorfahren des Gründers der VFMG-Bezirksgruppe Weiden (W. Vierling) tauchen als Grubenbesitzer in Freihung auf. Da Freihung 1427 erstmals erwähnt wurde und der Name von den Bergfreiheiten , welche diesem Ort gewährt wurden herrührt, kann man von noch weiter zurückligenden Bergbau-Unternehmungen ausgehen. Verbürgt ist, dass das Blei bis 1561 nur oberflächlich im Tagebau gewonnen wurde, in diesem Jahr begann der Stollen- bzw. Untertagebau. Probleme mit der Wasserhaltung, der 30-jährige Krieg und oft auch Grenzstreitigkeiten zeichneten den Freihunger Bergbau. Auf einer historischen Karte aus dem 17. Jahrhundert sind 65 Gruben im Freihunger Revier benannt.
 


Die 1860-1870 errichtete Grube "Vesuv" (Bildquelle Festschrift Freihung 1569-1969)

Großen Aufschwung nahm der Bergbau von Freihung als ab 1860 die Grube Vesuv errichtet wurde. Obwohl sich ein damals neu eingeführtes Verfahren zur Säure-Laugung des vererzten Sandsteins nicht bewährt hatte - und man bald wieder zum althergebrachten Schmelzverfahren zurückkehrte stieg die Anzahl der Arbeiter auf der Grube Vesuv schnell auf ca. 400 Mann. Zeitgleich waren noch die (kleineren) Gruben "Johann", "Zeche Franz", "Neue Hoffnung-Zug", " Wilhelm", "Kux", "Vulkan", "Hiberia" und "Angila" in Betrieb. Schon im September 1890 kam durch einen Großbrand das Ende. Dass der Bergbau danach nicht wieder aufgenommen wurde lag vermutlich an den billigeren Importen aus dem Ausland. Letzte Bergbauversuch datieren auf die Jahre 1937-1945. Es wurde in drei Schächten auf vier Sohlen (33m, 56m, 74m und 98m) abgebaut. Die Arbeit endete am 19.04.1945. Nach Einmarsch der amerikanischen Truppen soff das Bergwerk ab, man benötigte die Pumpen für die Eisenerzgruben in Sulzbach-Rosenberg. Zwar wurden seither immer wieder Bohrungen und Untersuchungen durchgeführt, doch derzeit ist kein neuerlicher Abbau in Sicht.

Literatur:

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