Die Burgruine Schellenberg liegt ca. 20 km ENE Weiden bei
Georgenberg/Waldkirch auf 826 Meter Höhe und ist nur zu Fuß
zu erreichen. Von dem Wanderparkplatz Planer-Höhe (an der
Staatsstraße ST2154 Georgenberg-Flossenbürg) folgt man,
immer
leicht ansteigend, den vom OWV Georgenberg vorbildlich markierten
Wanderpfad (Nr. 2) über die Tafelbuche. Dabei durchquert man ein
gewaltiges Granit-Blockmeer und erreicht nach ca. 1/2 Stunde die
versteckt im Wald liegende Ruine Schellenberg.
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Die Wollsackverwitterung ist eine
spezielle Variante der Verwitterung, welche gelegentlich bei massivem
Gestein anzutreffen ist. Meist findet man diese Verwitterungsform wie
hier im Granit, vereinzelt tritt sie aber auch bei Gneis, Redwitzit,
Sandstein und anderen Gesteinen auf. Der Vorgang der Wollsackverwittung
beginnt immer unterirdisch und bringt stets abgerundete Formen hervor.
Von diesen runden Formen ist auch der Name dieser Verwitterung
abgeleitet, da die verwitterten Granitblöcke durch ihre rundliche
Form an gestapelte Wollsäcke erinnerten. In die gebankten, quer-
und längsgeklüfteten Gesteine dringen chemisch aggressive
Lösungen (Niederschlagswasser) ein und beginnen, die Minerale des
Gesteins zu zersetzen. Das geschieht in erster Linie an den Ecken und
Kanten der einzelnen Blöcke, da dort die Angriffsflächen
größer sind als an den Seiten. Dadurch werden spitze und
kantige Stellen der Blöcke gerundet. Durch die grundsätzliche
Lockerung des Gefüges zerfallen die Steine dabei oberflächig
zu feinkörnigem lockeren Grus. Dieser Prozess wird als Abgrusung
oder Vergrusung bezeichnet. Begünstigt wurden diese chemischen
Lösungsvorgänge durch warme und wechselfeuchte Klima im
Tertiär. Beendet wird die Wollsack-Verwitterung durch eine
Freilegung der Granitblöcke, wenn Boden und
Verwitterungsrückstände fortgetragen werden, z. B. durch
Bodenerosion.
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Hier tritt der spätvariskische Flossenbürger Granit markant
zu
Tage. Er ist hier mittelkörnig und im frischen Bruch hellgrau.
Die auffällige horizontale Bankung erlaubt es, dass große
Blöcke, selbst wenn diese stark verwittert sind, aufeinander
liegen bleiben. Das führt zu Bildung von Felstürmen, die, wie
z.B. der Granitturm
Brotlaib
(wenig nördlich der Ruine
Schellenberg) an der Basis unten sogar schmäler sein können.
Der
sog. "Brotlaib" ca. 400 Meter nördlich der Ruine Schellenberg ist
ein Felsturm aus Flossenbürger Granit. Die hier nahezu horizontal
verlaufende Bankung des Granits hat verhindert dass einzelne
Blöcke abdriften oder abrutschen konnten. So liegen die durch
Verwitterung zerblockten und Wollsack-artig gerundeten
Teile des Felsens noch im Verband aufeinander. Die Felsgruppe ist
ca. 7,5 Meter hoch und an der Basis nur ca. 5 Meter breit.
(Bild für
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Mineraliensammler dürften in diesem Gebiet kaum fündig
werden. Einmal ist der Granit hier arm an interessanten
Einschlüssen, andererseits fehlt es vollkommen an frischen
Aufschlüssen. Selten zeigen sich lediglich etwas eingewachsener
schwarzer Turmalin und noch etwas seltener kleine Quarzkristalle in
Quarzgänchen und auf Klüften im Granit.
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Der Aussichtsturm auf dem Bergfried
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Wenn auch mit etwas Kletterei
verbunden sollte man unbedingt den
Ausblick vom Aussichtsturm genießen. Hier, in der Mitte des
Flossenbürger Granitmassivs haben wir einen unvergleichlichen
Ausblick,
nicht nur auf die Granitkuppen in der näheren und weiteren
Umgebung.
Bei guter Sicht schweift der Blick weit nach Westen über die
Fränkische
Linie hinweg in das mesozoische Vorland, aus dem z.B. die Parksteiner
Vulkanruine (ca. 30 km entfernt) markant herausragt.
<Die
Bilder
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Die Ruine Schellenberg ist ein Geheimtip für Wanderer und
Naturfreunde. Das rauhe Klima (im Jahresmittel 5,7 °C, also weit
unter dem Durchschnitt für Bayern) und die Unberührtheit hat
eine beachtenswerte Fauna und Flora erhalten.
Historisch gesehen ist die Burgruine "Lug ins Land" schon deswegen ein
Besonderheit,
weil für sie sowohl Urkunden über die Gründung wie auch
für die Zerstörung überliefert sind. Am 23. August 1347
zeigen die Herren von Waldau auf Waldthurn den Baubeginn ihrer Burg auf
dem Schellenberg dem Landgrafen von Leuchtenberg an. Am 11./12.
Juli 1498, nur etwa 150 Jahre nach ihrer Errichtung, wurde die Burg mit
schweren Artilleriegeschützen durch den markgräflichen
Hauptmann Konrad von Wirsberg genommen und nach geringen
Belagerungs-Schäden geschleift. Seit über 500 Jahren stehen
die Mauerreste nun als Ruine auf dem Schellenberg.
Das Geotop "Gipfel des Schellenbergs" ist als Naturdenkmal
geschützt (
Geotop-Nummer
374R010), ebenso der Felsturm "Brotlaib" (
Geotop-Nummer:
374R015) nördlich der Ruine.
Aktueller
Hinweis: Wegen etlicher Mängel war der Zugang zur Plattform
auf dem Aussichtsturm aus Sicherheitsgründen im Sommer 2010
gesperrt. Nach umfangreicher Instandsetzung (9/2010
abgeschlossen) ist nun wieder ein uneingeschränkter Zugang
möglich.
Links: