Der Basaltkegel vom Parkstein
von Berthold Weber, Weiden


Der Parkstein (aus 10 km Entfernung) erhebt sich mächtig über die "Weidener Bucht"

Der Basaltkegel vom "Hohen Parkstein" bei Weiden stellt mit seinen mustergültig ausgebildeten Säulenformationen und der  gut aufgeschlossenen Schlot-Breccie ein bewundernswertes, von Alexander von Humbold als "schönster Basaltkegel Europas" bezeichnetes Geotop dar.

Im Tertiär, als in unserer Gegend subtropisches Klima (mit Regenwald-Bedingungen) herrschte, stellte sich in Nordostbayern ein - in seinen Nachwehen bis vor wenige tausend Jahre dauernder Vulkanismus ein. Ursächlich dürften Krustenbewegungen im Zusammenhang mit der Auffaltung der Alpen gewesen sein. Seinen Schwerpunkt hat dieser Vulkanismus im böhmischen Duppauer-Gebirge, jedoch reichen die Aktivitäten entlang des Eger-Grabens weit nach Westen, eben in unser Gebiet. Südlichster Zeuge dieser Vorgänge ist der Parkstein, etwa 10 km nordwestlich von Weiden. Der heute zu sehende Gesteinskörper erinnert zwar von der Form her an einen aktiven Vulkan (der "Krater" fehlt jedoch), ist aber vielmehr ein als "Härtling" von den exogenen Kräften herausgearbeitete Förderschlot umringt von Abtragungsschutt. Im weitgehend ebenen sedimentären Vorland westlich der Fränkischen Linie erhebt sich der Parkstein imposant auf 595 Meter (über dem Meeresspiegel) und gewährt eine weite Sicht über das oberpfälzer Land.
 

Parkstein
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Steilwand am Parkstein. Hier sind die Basaltsäulen besonders schön ausgebildet. Sie stehen keineswegs senkrecht, sind mitunter gekrümmt und haben einen Durchmesser von 10 bis 30 cm. Ihre Form und Richtung ist durch die Wärmeabführung (in senkrechter Richtung dazu) begründet. Der Universial-Gelehrte Alexander von Humboldt hat (vermutlich im Nov. 1796) die Säulenformation des Parksteins als "die schönste in Europa" bezeichnet.

Geologisch wurde der Parkstein, auch wegen seiner Nähe zum KTB, vielfach und recht genau untersucht. So kennt man heute einige beeindruckende Daten:

Grenze Basalt/Schlotbreccie. Hier ist links die anstehende Schlotbreccie (früher als Basalttuff angesehen) die viele Fremdgesteinseinschlüße enthält, rechts dagegen der Basalt mit seiner Säulenstruktur zu sehen. Einige Nordostbayerische "Vulkanhügel", wie etwa der Anzenberg bestehen oberflächlich nur aus Breccie, bei anderen findet man fast keine Breccie. 

Aufgrund vieler Untersuchungen hat man heute etwa folgendes Bild von der Entstehung des Parksteins: Glutfüssiges Basalt-Magma durchbrach vor 24 Millionen Jahren zunächst das kristalline Grundgebirge, dann die daraufliegenden Keuperschichten, wobei im Kontaktbereich der Förderspalte Gestein mitgerissen und aufgeschmolzen wurde. Das ereignete sich recht schnell (wenige Tage), wohl flogen den in dem hiesigen Tropenwald lebenden Tieren Asche und Lavafetzen "um die Ohren". Dieser Spuk war jedoch am Parkstein schnell vorbei, während der Vulkanismus in Nordostbayern im Schwerpunkt, von kleinen Nachwehen abgesehen, noch weitere vier Millionen Jahre dauern sollte. Der Basalt erstarre recht schnell und es bildeten sich aufgrund der Abkühlung durch Schrumpfung die regelmäßigen Säulenstrukturen aus.  Während die umgebenden Gesteine der tiegfründigen Verwitterung und Abtragung weniger standhalten konnten blieb der Basaltschlot als "Härtling" stehen.
 
Die garbenförmig nach außen gebogenen Basaltsäulen sind eine Besonderheit. Heute führt man diese Form auf den sich oberflächennah trichterförmig weitenden Schlot zurück. Die Garbenform entstand im rechten Winkel zu den Wärme-Abflussfronten.

Durch die Erstarrung des Basalt-Magmas bildeten sich Schrumpfungs-Riße. Man kann ähnliche Schrumpfungs-Strukturenimmer wieder in der Natur beobachten, wenn zum Beispiel Schlamm austrocknet. Diese Formen haben somit nichts mit der (durch den  atomaren Aufbau von Mineralien begründeten) Form von Kristallen zu tun, Gesteine sind ja Mineralgemenge.
Basaltsäulen
Die Basaltsäulen sind typischerweise vier-, fünf- oder sechseckig. An manchen Stellen stehen die Säulen senkrecht parallel nebeneinander (wie im Bild links), liegen fast waagerecht oder gehen divergent garbenartig auseinander.

Der Basalt enthält Augit, viel Feldspat, aber auch Olivin und fast 5% Magnetit (Magneteisenstein). Der Magnetitgehalt alleine führt dazu, daß der Basalt magnetisch ist und schon ein kleines Stück vermag die Kompaßnadel abzulenken. Der Magnetitgehalt im Gestein hat sich magnetisch am damals herrschenden Erdmagenetfeld ausgerichtet, und so kann man heute auch durch Messungen am Parkstein etwas über die frühere Beschaffenheit des Erdmagnetfelds erfahren.


Basaltjaspis oder auch Porzellanjaspis genannt ist ein, aus der Tiefe mitgerissenes toniges, silikatreiches Ablagerungsgestein, durch die enorme Hitze des Magmas aufgeschmolzen. Es ähnelt in seiner Beschaffenheit technischem Porzellan, und ist am Parkstein häufig in hellvioletten Farben zu finden. Im Basalt finden sich verschiedenartige Einschlüße (sog. Xenolithe), teils vulkanischen, intrusiven oder sedimentären Ursprungs. 

Granit in der Sclotbreccie. Als die Lavaströme empordrangen haben sie auch Granit  nach oben befördert. Solche Graniteinschlüße haben (in anderen Nordostbayerischen Basaltvorkommen) sogar qm-Größe. Es handelt sich um einen feinkörnigen, hellen Granit. Aufgrund der rundlichen Form wird angenommen, daß der Granit aus Ablagerungsgeröll, nicht jedoch aus durchbrochenem Granit selbst stammt.

Die im Basalt und mehr noch in der Schlotbreccie enthaltenen Fremdgesteinseinschlüße (Xenolithe und hier besonders der aus dem Erdmantel stammende Olivin) erlauben Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte. Olivin (Peridotit) ist schwerer als die Basaltschmelze und wird nur (im festen Zustand) nach oben gefördert wenn die Fördergeschwindigkeit der Lava höher ist als die Sinkgeschwindigkeit dieser Xenolithe. Da die Sinkgeschwindigkeit mit dem Durchmesser der Olivin-Einschlüsse zunimmt kann man (Stokes-Gleichung) aus der maximalen Größe dieser Olivin-Xenolithe die Lava-Fördergeschwindigkeit ausrechnen. So kann man durch diese Beobachtung eines relativ schnellen Magmenaufstiegs das Vorhandensein einer Magmenkammer für den Parkstein sicher ausschließen.

Olivin ist am Parkstein selten, viel seltener - und vor allem viel kleiner - als in anderen oberpfälzer Basaltvorkommen (z.B. Zinst). Dieses graugrüne bis olivgrüne Mineral(-gemenge) ist ein Mitbringsel aus großer Tiefe (mehr als 30 km), sozusagen ein Stückchen vom Erdmantel und verwittert schnell. Da nach der gängigen Schaleneinteilung der Erde der Erdmantel 20-50 km unter der Erdkruste liegt - und folglich absolut unzugänglich ist - beruht unser Wissen über die Chemie und Mineralogie in diesen Tiefen einzig auf solchen, durch vulkanische Schlöte nach oben beförderte Fragmenten. 

Felsenkeller gewähren einen Blick in den Berg. An der Nordwestseite des Parkstein wurden vor langer Zeit drei tiefe Felsenkeller horizontal in den Berg getrieben, die erst jüngst wiederentdeckt und ausgeräumt wurden. Alle drei Keller liegen in einer Breccie, die hier sehenswerte und große Xenolithe enthält. Mehr Infos zu diesen Kellern <hier>.

Durch neuere Beobachtungen (z.B. in den erst seit wenigen Jahren zugänglichen Kellern) ist der Parkstein wieder in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Nach Ansicht einiger Forscher ist die Entstehung des Parksteins phreatomagmatischer Natur. Diese zweithäufigste vulkanische Eruptionsform zeigt sich dann wenn das aufsteigende Magma in Kontakt mit Oberflächenwasser gerät, sich dabei weit über den Siedepunkt erhitzt, blitzartig extrem ausdehnt und so zu einer heftigen Eruption führt.

Wohl noch vor dem Jahr 1000 (erste urkundliche Erwähnung 1052) wurde auf diesem markanten Berg eine Burganlage errichtet, die freilich - als sie in der jüngeren Zeit nicht mehr gebraucht wurde - verfallen ist (und teilweise als Baumaterial abetragen wurde). Kurze Zeit, als die erste verkehrstechnische Erschließung unser Gegend den Höhepunkt erreichte, baute man am Parkstein in einem Steinbruch sogar den Basalt ab. Die heute als Parkplatz genutze Ebene beim Bergstüberl und die viel bewunderte steile Felswand im Anschluß daran ist so entstanden. Doch schon bald erkannte man, daß die Erhaltung dieser einmaligen Kuppe wichtiger ist als die Erlöse für den Straßenschotter. Zudem wurde der Basalt als "Sonnenbrenner" qualitativ weniger geschätzt. So stellte man den Basaltkegel bald unter Naturschutz und hat so dieses einmalige Geotop erhalten.

Reste der Burganlage auf dem "Hohen Parkstein". Lange Zeit bildete Parkstein den Verwaltungssitz für die umgebende Region. Die aus Basalt gebaute Burganlage wurde weitgehend abgetragen und erst in jüngerer Zeit konnten die Reste der trotzigen Burgmauern wieder zugänglich gemacht werden. Auf der Spitze des Parkstein hat man 1851 die Bergkapelle errichtet, die Aussicht von dort oben ist grandios.

Im Gegensatz zu vielen anderen Naturdenkmälern gehört der Parksteiner Basaltkegel mit seiner ehemaligen Burganlage nicht dem Bayerischen Staat sondern der Marktgemeinde Parkstein. Am 29. April 1793 hat nämlich die Gemeide für nur 50 Gulden den Berg (knapp 4 Hektar Grund) erworben - und damit auch die Sicherungspflicht. Besonders die Reste der ehemaligen Burganlage (1974 brach ein 10 Tonnen schweres Mauerfragmet zu Tal !) waren problematisch, 1987 sanierte man die historischen Mauern gründlich, die heute auch einen historischen Anziehungspunkt bilden.

Parkstein
Am 6.11.1937 wurde der Parkstein unter Naturschutz gestellt (2. Naturschutzgebiet in der Oberpfalz nach dem Doost), das hat auch zum Erhalt der seltenen Flora (Magerrasen usw.) beigetragen, "Natura 2000", ein Schutzprogramm der Europäischen Union, führt den Parkstein unter der Nummer 6238-301 ebenso wie das Bayerische Geologische Landesamt als schutzwürdiges Objekt (Geotop-Nr: 374R004).

Am 17.11.2003 erhielt der "Basaltkegel Hoher Parkstein" als Geotop Nr. 20 das Gütesiegel "100 schönste Geotope Bayerns" vom bayerischen Umweltministerium, gleichzeitig wurde eine neue Info-Tafel aufgestellt. Gemeinsam mit der Gemeinde Parkstein hat die VFMG-Bezirksgruppe Weiden die Geotop-Patenschaft übernommen.

Dass der Parkstein nicht nur schön, sondern ein geosissenschaftlich herausragendes Geotop ist wurde offenkundig als am 12.05.2006 -auf Antrag der VFMG-Weiden- der Basaltkegel in die Liste der bedeutendsten Geotope Deutschlands (die Geoakademie Hannover führt in dieser Liste bundesweit 77 Geotope) aufgenommen wurde. Zugleich wurde vom Bundesforschungsministerium nebenstehendes Logo "planeterde-Welt der Geowissenschaften" verliehen.

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