Granat aus Nord-Ostbayern
Granat kommt in der nördlichen Oberpfalz in schönen und großen Kristallen vor. Dabei sind zwei typische Vorkommen zu nennen: Einerseits sind es die (Meta-) Pegmatite, besonders im Raum Windischeschenbach bis Leuchtenberg, andererseits vielfach metamorphe Gesteine, die schöne Exemplare in sich tragen. Sagenhaft sind die bis kopfgroßen Granatkristalle aus dem Pegmatit von Irchenrieth (bei Weiden), die um 1900 dort gefunden wurden. Viele Sammler haben seither dort ihr Glück versucht, jedoch sind die großen Funde ausgeblieben.


Über 20 cm Durchmesser: Almandin-Granat aus Irchenrieth, gefunden um 1900 (Sammlung Vierling)

Die besten und größten Kristalle von dort dürften sich in der Sammlung des verstorbenen Bezirksgruppen-Gründers Wilhelm Vierling befinden. Prof. Dr. Ch. TENNYSON schreibt (40 Jahre nachdem sie die Sammlung gesehen hatte) jedenfalls: "Auch später habe ich keine größeren Kristalle von Granat gesehen, obwohl ich in der Zwischenzeit viele Sammlungen kennengelernt habe." Eine Vielzahl schöner, wenn auch nicht so großer Granatkristalle kennen wir aus den Metapegmatiten im Raum um Windischeschenbach. Leider ist der Bergbau bei Menzlhof (Grube Gertrude), bei Püllersreuth (Grube Maier) und bei Obersdorf (Grube Wilma) längst eingestellt, doch ab und an wird in dieser Gegend noch das eine oder andere Stüfchen gefunden. In den anderen Pegmatiten, (des Falkenberger Granits) wie z.B. Beidl, Wildenau-Plößberg, Schönthan usw. tritt Granat wohl auf, jedoch eher selten. Niemals gefunden hat man Granat seltsamerweise in  den Pegmatiten von Hagendorf-Pleystein. Er findet sich dann wieder in den süd-östlichen Pegmatiten und aplitischen Gängen, so etwa im Raum Vohenstrauß-Eslarn.

In den metamorphen Gesteinen tritt Granat recht verbreitet auf, allerdings nie in so großen Kristallen wie in den Pegmatiten. Frei in Hohlräumen kristallisierte Granate kennt man bei uns aus den Kalksilikat-Gesteinen, etwa von Pleystein-Gsteinach (Schullandheim), der Acherwiese bei Schönbrunn oder von Groß- und Kleinklenau bei Tirschenreuth. Weiterhin finden sich frei gewachsene Granat-Kristalle in schmalen Klüften in manchen Serpentinit-Vorkommen, weithin bekannt ist das Vorkommen bei Wurlitz nahe Hof. Eingewachsen in verschiedenen Gesteinen (Glimmerschiefer, Gneis, Eklogit, Amphibolit, Phyllit) tritt Granat z.T. sogar gesteinsbildend auf.
 

Im Eklogit (links ein Anschliff, ca. 10 cm breit, Fundort: Weißenstein / Stammbach, größtes Vorkommen in Mitteleuropa) kann der Granat-Anteil recht hoch sein. Die rostbraunen Granatkristalle sind hier in grünlichem Omphazit eingelagert. 
(Link zu diesem Vorkommen: www.stammbach.de/geologie/home.htm)

Schöne idiomorphe Kristalle zu bergen ist da freilich Glückssache, denn das einbettende Gestein bricht oft schwerer als der Granat selbst. Eine klassische Fundstelle sind die Äcker um Steinach an der B14 bei Vohenstrauß. Es würde hier den Platz sprengen, alle Vorkommen von Granat in NO-Bayern auch nur aufzulisten, es mögen weit mehr als hundert Fundorte sein, von denen Kristalle den Weg in die Sammlungen gefunden haben. Vereinzelt wurde Granat sogar als "Oberpfälzer Schmirgel" abgebaut und für Schleifzwecke verwendet. Lediglich als Edelstein hat man dieses Mineral bei uns (noch ?) nicht verschliffen, obwohl man bei manchen Steinacher-Granaten daran denken könnte.

Von "Granat" zu sprechen ist eine Vereinfachung, da vielfach Mischkristalle unterschiedlicher Zusammensetzung vorliegen, die reinen Endglieder wären Almandin Fe3Al2[SiO4]3, Grossular Ca3Al2[SiO4]3, Pyrop Mg3Al2[SiO4]3, Andradit Ca3Fe2[SiO4]3 und Spessartin Mn3Al2[SiO4]3. Auf alle Fälle ist aber Granat ein Insel-Silikat, strukturell immer gleich, aber chemisch doch unterschiedlich aufgebaut. Und die Zusammensetzung kann sogar zonar in einem einzigen Kristall mehrfach wechseln. Pyrop-Almandin-Mischkristalle kennt man aus den Eklogiten, etwa von Silberbach in der Münchberger Gneismasse und aus dem Eklogit von Kaimling. Typische Almandine finden sich in den Gneisen, Glimmerschiefern, Phylliten und Amphiboliten. Auch die Steinacher Granaten stellen recht reine Almandine dar. Typisch für die Pegamtite (und Metapegmatite) bei uns sind Almandin-Spessartin Mischkristalle, wobei z.T. auch Spessartin-Almandine vorliegen. Andradit-Grossular Mischkristalle und Hessonit (=Grosslular mit wenig Eisen) finden sich in den Kalksilikatgängen, etwa in Gsteinach/Pleystein, Acherwiese oder Groß-Klenau. Recht gut der Formel von Andradit nähert sich dagegen der Granat der auch gerne als "Topazolith" bezeichnet wird und als Kluftbildung in Serpentiniten - etwa bei Wurlitz - auftritt.

Hier eine kleine Übersicht von Funden aus den Sammlungen von Mitgliedern der VFMG-Bezirksgruppe Weiden.
 

Almandin-Granat von Steinach bei Vohenstrauß. Durchmesser ca. 3-4 mm. Sammlung Berthold Weber 
Almandin-Granat von Steinach, wunderbar klar und gut ausgebildet Sammlung Wolfgang Bäumler.
Hessonit-Granat von Kleinklenau bei Tirschenreuth (Kalksilikat), Fundjahr 1997, Größe des Kristalls 5 mm, Sammlung Wolfgang Bäumler
Hessonit-Granat von Kleinklenau bei Tirschenreuth, etwas dunklere Färbung, Bildbreite 1,5 cm. Sammlung Berthold Weber
Granat (Almandin-Spessartin) von Menzlhof, Grube Gertrude (Metapegmatit), Sammlung Wolfgang Bäumler.
Granat (Almandin-Spessartin) von Menzlhof, Grube Gertrude (Metapegmatit), Sammlung Wolfgang Bäumler.
Granat (Almandin-Spessartin) von Obersdorf, Grube Wilma (Metapegmatit) an der B22. Das dürfte mit ca. 5 cm Durchmesser der größte, in dieser Grube gefundene Granatkristall sein. Sammlung Berthold Weber
Granat (Almandin) x, Tillenberg, Granatbrunnen, Größe des Kristalls 7 mm, Sammlung Wolfgang Bäumler
Topazolith (Andradit-Granat) xx Haidberg bei Zell, Bildbreite 5 mm, Sammlung Wolfgang Bäumler
Almandin-Spessartin Granat von Irchenrieth, ca. 10 cm Durchmesser, Sammlung Museum Vohenstrauß 
Hessonit xx (Grossular) von Gsteinach bei Pleystein (Schullandheim). Bildbreite 6 cm. Sammlung Berthold Weber
Hessonit xx (Grossular) von Gsteinach bei Pleystein (Schullandheim). Mit ca. 1.5 cm Durchmesser ein recht großer Kristall von diesem Fundort. Sammlung Berthold Weber
Almandin-Granat in Phyllit von der Kornmühle, Zirkenreuth bei Waldsassen, Bildbreite 12 cm. Sammlung Berthold Weber
"Topazolith", ein Andradit-Granat von Wurlitz bei Hof. Die Bezeichnung "Topazolith" kommt von der oft Topas-ähnlichen Färbung dieser Granate in Klüften des Serpentinits. Bildbreite 1,5 cm, Sammlung Berthold Weber
Gut ausgebildeter Grossular-Andradit-Granat  auf Albit xx von der Acherwiese bei Schönbrunn im Fichtelgebirge. Fund (9/2003) und Sammlung Berthold Weber

Angeschliffene Platte aus Epidot (grün) und Granat (rotbraun) von der Acherwiese bei Schönbrunn, Fund und Sammlung Ernst Meinel
Selten, und praktisch nie sich aus dem umgebenden aplitischen Gestein lösend, findet sich schön rötlicher Granat auch im Steinbruch von Muglhof. Durchmesser des mittig gebrochenen Kristalls ist 1,2 cm. Sammlung Berthold Weber
Dieser ca. 6 mm große Almandin-Granat kommt aus dem Schottersteinbruch bei Böhmischbruck und zeigt eine starke Steifung auf der Oberfläche. Nur sehr selten lassen sich die bis 5 cm großen Granateinlagerungen aus dem Gestein gut lösen.
Sammlung Berthold Weber
Keine Schönheit, aber eben typisch für viele kleine Granatvorkommen in der Oberpfalz. Almandin-Granat von Ödbraunetsried (Abteiholz). Bildbreite 4 cm, Sammlung Berthold Weber
( Alle Fotos Berthold Weber, Granat ist ein Mineral, das sich aufgrund von Glanz und Farbe oft nicht einfach fogografieren läßt)
Literatur zum Thema:


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