Der Geologische Lehrpfad / Tännesberg
von Berthold Weber, Weiden

Der  Geologische Lehrpfad bei Tännesberg ist eine Art Schaufenster in die Erdgeschichte. Chronologisch am Wegesrand aufgestellte Gesteinsblöcke aus ganz Bayern zeigen in beeindruckende Vielfalt den Werdegang der Erdkruste Bayerns.


Eine über 3 Meter hohe Granitplatte begrüßt den Besucher

Der 1972 eröffnete Geologische Lehrpfad befindet sich am Ortsrand der Gemeinde Tännesberg, etwa 22 km südöstlich von Weiden in der Oberpfalz. Von der B22 (Ostmarkstraße) zweigt man, von Weiden her kommend, kurz vor Tännesberg nach Norden Richtung Böhmischbruck/Vohenstrauß ab. Nach wenigen Kilometern weist schon ein Schild den Weg. Am Ortsrand von Tännesberg, am Südhang des Großbühl, beginnt der Pfad:

Die gesamte Stecke ist auch bei schlechtem Wetter gut zu begehen und führt auf angenehmen Weg durch einen hellen Mischwald. Die reine einfache Wegstrecke (ca. 1.3 km) kann man sicher in 15 Minuten zurücklegen, jedoch sollte man für die Stationen und Tafeln wenigstens nochmals die gleiche Zeit und auch den Rückweg einplanen, so dass man mit einer Stunde insgesamt eher noch an der unteren Grenze liegt.

Das Konzept dieses Lehrpfades, übrigens der erste seiner Art in Bayern, ist schnell erklärt: Als eine Art Mischung von Museum und Wanderpfad kann hier der Erdgeschichte nachgegangen werden - im wahrsten Sinne des Wortes. Vom beschiebenen Startpunkt aus beginnt der Pfad nämlich im Erdaltertum, dokumentiert durch vorbildlich beschriftete bis zwanzig Tonnen schwere Gesteinsblöcke am Weg. Etwa auf halber Strecke kommen Gesteine des Erdmittelalters und letztendlich endet der Lehrpfad in der Erdneuzeit. Die Gesteine sind also analog zu ihrer erdgeschichtlichen Bildung angeordnet. Abgesehen vom Erdaltertum ist die räumliche Anordnung weitgehend proportional zum Alter der Gesteine. Fachlich richtige - und doch verständliche - Schautafeln und die schon erwähnte Block-Beschilderung, sonst bei Lehrpfaden oft problematische Schwachstelle, sind vorbildlich gestaltet und gut erhalten.
 

Zu Beginn sehen wir ein im Tännesberger Gebiet weit verbreitetes Gestein, einen Cordierit-Silimanit-Gneis. Dieses Gestein wurde durch Metamorphose aus Meeresablagerungen in größerer Tiefe gebildet, das Alter wird mit über 570 Millionen Jahren angegeben. Verschiedenartige Gneise sind in der nordöstlichen Oberpfalz weit verbreitet und bilden den Grundstock für das spätere geologische Geschehen.
Ein recht seltenes Gestein ist der Kalksilikat-Fels, das aufgestellte Exemplar stammt aus dem Zottbachtal. Kalksilikate-Fels konnte sich in ähnlicher Weise wie Gneis durch Metamorphose aus Meeresablagerungen bilden, aber eben aus besonders kalkhaltigen Schichten. 
Serpentinit, ein Gestein, das als magmatische Bildung aus großer Tiefe kommt, weist natürlich ein ganz anderes Gefüge auf. Auch Serpentinit ist als Gestein an sich selten, das Exemplar links kommt aus Winklarn. Übrigens steht die Waldauer Burg bei Vohenstrauß auf einem Fels aus diesem zähen Gestein.
Das Alter des Kohlenwaldquarzits (links) ist sicher nicht so hoch, wie das der vorhergehenden Gesteine, doch noch nicht endgültig geklärt. Man vermutet ein kambrisches Alter, etwa vor 570-500 Millionen Jahren dürfte dieses Gestein gebildet worden sein, das vom Siebenlindenberg bei Arzberg herbeigeschafft wurde.
Ein, auch durch seine Größe von um die drei Meter Höhe,  beeindruckendes Exemplar von Eisenerz aus dem Eisernen Hut der Schwefelkies-Lagerstätte von Paffenreuth bei Waldsassen dokumentiert auch die wirtschaftliche Bedeutung von in dieser Epoche gebildeten Lagerstätten. Nicht zuletzt wegen der Bodenschätze war die Oberpfalz übrigens das "Ruhrgebiet des Mittelalters". 
Quarzdiorit von Passau mit Granit(ischen)-Gängchen. Das dunkle, feinkörnige Gestein wird von einem jüngeren, hellen, etwa 5 cm breiten Gang durchzogen.
Redwitzit, Floß. Dieses seltene zähe Gestein ist praktisch zeitgleich mit den Graniten entstanden. Benannt ist Redwitzit übrigens nach der Stadt Marktredwitz, wo sich schon von der Autobahn aus gut sichtbar das wohl bedeutenste Vorkommen dieses Gesteins befindet. 
Fürstensteiner Granit, Passau. Fast dekorativ treten aus der dunkleren Grundmasse hier große bräunliche Feldspatkristalle hervor.
Kristallgranit 1, Falkenstein. Granit ist nicht gleich Granit. Der Lehrpfad bietet einen schönen Vergleich verschiedener Granitarten dicht nebeneinander.
Leuchtenberger Granit aus Roggenstein darf dabei natürlich nicht fehlen. Dieser Granit ist feinkörnig, hell und besonders zäh. Angemerkt sei der Vorteil, dass man hier am Lehrpfad gebrochene Gesteine findet, an denen man im Gegensatz zu bemoosten oder angewitterten Blöcken in der freinen Landschaft die Stuktur gut sehen kann.
Quarz aus Pleystein. Aus den Restschmelzen der Granite entstanden die Pegmatite. Berühmt ist der Rosenquarzfels von Pleystein, hier links abgebildet fast weißer Quarz aus diesem Vorkommen. Wirtschaftlich bedeutend waren die Pegmatitvorkommen der nördlichen Oberpfalz für die keramische Industrie.
Violettes Flußspat-Gängchen im Quarz von Wölsendorf. Beginnend im Mittelalter und bis 1987 wurde im Raum Wölsendorf zwischen Nabburg und Schwarzenfeld zunächst geringfügig nach Erz (Silber und Blei), später sehr erfolgreich nach Flußspat geschürft. In über 30 Gruben wurden ca. 2.5 Millionen Tonnen Flußspat gefördert. Heute erinnern nur noch wenige Zeugen, wie etwa das Besucherbergwerk Reichhart-Schacht an diese Zeiten.
Trias-Sandstein. Der markante "Geologen-Brunnen" trennt die jüngeren mesozoischen Sedimetgesteine, hier mit Trias beginnend, von den älteren Gesteinen des kristallinen Grundgebirges.
Jura-Kalkstein. Es fällt auf, das die kalkhaltigen Sedimentgesteine der Verwitterung weniger stand halten als die metamorphen Gesteine. 
Braunkohlenquarzit, Wackersdorf. Kieselsäurehaltige Wässer haben in der Braunkohlen-Lagerstätte von Wackersdorf bei Schwandorf dieses interessante Gestein gebildet. Bis Anfang der 80-er Jahre bot der ausgedehnte Braunkohletagebau bei Schwandorf fast 1000 Menschen Arbeit und Auskommen. 
Basalt mit imposanten Säulen aus der Gegend von Wiesau bildet den Schlußpunkt. Die tertiären Vulkanruinen Rauher Kulm und Parkstein bestehen aus diesem Gestein, das auch heute noch in mehreren Steinbrüchen -besonders für den Straßenbau- in der Oberpfalz gewonnen wird.

Die vorgestellten Exponate stellen eine gekürzte Auswahl, also keineswegs eine vollständige Dokumentation dar. Einige Stücke stammen von Geotopen die heute leider nicht mehr zugänglich sind. Hier kann man die Vielfalt der heimischen Gesteine mit wenigen Schritten erwandern, andererseits gilt es zu bedenken, wie viele Kilometer man zurücklegen müßte um alle gezeigten Gesteine vor Ort zu sehen und man würde - sofern kein Fachmann - selten ganz sicher sein, ob das Vorgefundene auch das ist, wofür man es hält.

Seit Sommer 2005 gibt es für den Lehrpfad ein "Audioguide": Mit Nummern versehen geben Hörstücke an den einzelnen Stationen genaue Erklärungen zu den Exponaten. Erhältlich ist das Audioguide im Tourismusbüro Tännesberg (tourismus@taennesberg.de), im Sporthotel Zur Post, im Hotel Wuzer und im Elektrofachgeschäft Schneeberger.

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