Das Geotop Fahrenberg
von Berthold Weber, Weiden

Das Geotop Fahrenberg-Gebiet zeigt einen dominanten, weitgehend aus Gneis aufgebauten Berg des Oberpfälzer Waldes. Neben verschiedenen Gneisaufschlüssen in den Flanken unterhalb des 801 Meter hohen Gipfels (über NN) finden sich hier eingelagerte Quarzgänge, Turmalin-(Meta)- Aplitgänge, Amphibolitkörper und gerne als "pegmatitische Schlieren" bezeichnete metapegmatitischen Einschaltungen. Interessante Mineralbildungen runden das Geotop ab.


Nur aus größerer Entfernung hat man den Eindruck enes sanften Höhenrückens,
jedoch überragt der Fahrenberg das Zottbachtal um 280 Höhenmeter.

Dieses Geotop befindet sich ca 15 km von Weiden, östlich der Gemeinde Waldthurn. Der Fahrenberg ist zwar arm an größeren Aufschlüssen die einen Einblick in seinen inneren Aufbau gewähren könnten, jedoch  zeigt sich mustergültig verfalteter Biotit-Lagengneis exemplarisch in der als Naturdenkmal geschützeten Felsgruppe "Feneisenstein" 300 Meter südöstlich des Gipfels. Ansonsten sind die häufig aufzufindenden Lesesteine Berichterstatter über die Geologie und Mineralogie des "Hausbergs" der Region. Dabei ist die Erdgeschichte des Fahrenberg-Gebietes keineswegs so unspektakulär, wie man nach einem flüchtigen Blick auf die geologische Karte vermuten könnte.

Der Feneisenstein zeigt für den westlichen Fahrenberg typischen verfalteten moldanubischen Biotitgneis. Im östlichen Bereich, bis über die Zott hinüber (siehe Geotop Leo-Maduschka-Felsen), findet sich dagegen ein eher Glimmerschiefer-ähnlicher Gneis (Diaphthorit). Sandig tonige Ablagerungen aus dem Oberproterozoikum, also vor 590-900 Millionen Jahren sedimentiert, wurden durch Metamorphose bis hin zur Aufschmelzung (Anatexis), durch Druck und Temperatur verschieden stark betroffen bzw. umgewandelt und stellen die Ausgangsgesteine der heute vorliegenden Gneise dar. Bis zu fünf einzelne Metamorphose-Ereignisse ("polymetamorph") lassen sich nachweisen, wobei die dritte Deformationsphase, vor rund 335 Millionen Jahren mit Niederdruck (3-4 kbar) aber sehr hohen Temperaturen (über 750°C) die Gesteine am stärksten geprägt hat.
 

Bild links: Der Feneisenstein. Obwohl die Felsgruppe nur ca. 300 Meter vom Gipfel in südöstlicher Richtung entfernt liegt ist sie (da nicht am Weg, weder auf den Wanderkarten noch auf der topografischen Karte eingezeichnet und versteckt im Wald) nur schwer aufzufinden. Man folge den Weg nach Vohenstrauß (am Sendemast vorbei) und gehe nach ca. 300 Metern ca. 80 Meter (ohne Weg) nach Osten (links). Genaue Lage: N:49°39'53,8" O:12°22'04,4"
Zum Namen: Vor wohl 150 Jahren meißelte der damalige Waldthurner Förster Feneis ein "F" ein. Seither wird der Hang hier als Feneis(en)hang und die Felsgruppe als Feneisenstein bezeichnet.

Die im Fahrenberg-Gebiet vorwiegenden Gesteine sind Biotit-(Lagen)-Gneise und (im Handstück recht ähnliche) Diaphthorit-Gneise. Eingelagert finden sich Turmalin-Meta-Aplitgänge, pegmatitische Schlieren und Quarzgänge, an drei kleineren Stellen tritt auch Amphibolit zu Tage. Eine erste genauere Beschreibung findet sich bei MAY (1904): "Der ganze Berg besteht aus Urgestein und zwar, wie in der Gegend von der Luhe bis über die Zott und von Neuenhammer bis etwas hinter Vohenstrauß aus Schuppengneis, welchen nur stellenweise kleine Ein- und Auflagerungen anderer Urgesteine unterbrechen. ...mit eingelagertem Roteisenstein am Westhang dort und da, ferner flaserig stengeliger Schuppengneis mit auffällig hervortretendem, weißen Glimmer am Wege nach Waldthurn - mit Schwefelkies am Abhang vor dem Badeweiher unterhalb Waldthurn (der Bierkeller des Kaminkehrermeisters Bauer, ebenda, ist durch solchen Gneis gebrochen) - mit Nigrin in eingewachsenen, rundlichen Knöllchen zwischen Steinernbühl und Lindenbühl  (NW Fahrenberg) - mit Eisenturmalin oder Schörl in fingerstarken Säulchen, ebenda."
 

Die Bezeichnung "Nigrin" ist im mineralogischen Sinn eher verwirrend als nützlich und steht für mehrere schwarze Mineralarten. Hier handelt sich vermutlich um Rutilkristalle (sicher nicht um Zinnstein wie früher auch vermutet). Typischerweise ist dieses Minewral (chemisch TiO2) eisenschwarz, seltener auch rotbraun. Der links abgebildete, ca. 1,5 cm lange Kristall ist im Quarz eigewachsen und wurde (2004) an der von May beschriebenen Stelle geborgen. Rutil wurde jüngst auch genau 6 km weiter südlich (im gleichen geologischer Rahmen) zwischen Vohenstrauß und Pleystein gefunden, was für eine große Verbreitung im Fahrenberg-Gebiet spricht. 
Quelle: Sammlung und Foto: B. Weber
Hinzuzufügen wäre, dass von STRUNZ (1961) im Zottbach bei Pleystein Nigrinkörner im Bachsedimet gefunden und beschrieben wurden. Volker Strunz schildert seinen Fund wie folgt (jedoch ohne jeden Hinweis auf die Herkunft): "Wir fanden links der Straße von Pleystein zum Zottbachhaus, kaum 200 Meter vom Kreuzberg nach Norden, an einer kleinen Drainage in der Wiese, einige hundert Nigrinkörner, und besonders ergebnisreich war die Suche auf dem Weg vom Bahnhof Pleystein zum Landschulheim, und zwar am Ufer des Baches, direkt an der Brücke nach der Abzweigung von der Straße Pleystein-Vohenstrauß." Sicher stammen diese Körner aus dem Gneis-Gehänge des Fahrenbergs. Das links abgebildete Korn hat einen Durchmesser von einem Zentimeter und wurde im Zottbach unfern Pleystein mittels einer Goldwäscher-Schüssel gewaschen.
Quelle: Sammlung und Foto: B. Weber

KRISTL fand (1961) in einer kleinen "Sandgrube" direkt unterhalb des Fahrenberg-Gipfels am Weg nach Pleystein schöne kleine Quarzkristalle. Kristl schreibt: "Hier fanden sich eigenartige Quarzkristalle und vielfach wasserklare Bergkristalle, die hinsichtlich ihrer Reinheit, wenn auch nicht an Größe, den alpinen Vorkommen ebenbürtig sind. Die Quarzkristalle sind nach meinen Beobachtungen in engen Spalten des nunmehr zu Sand verwitterten Urgesteins gewachsen und haben diese dicht an dicht ausgefüllt. ... Fundort Fahrenberg/Krs. Vohenstrauß, 300 m unterhalb des Gipfels auf dem Fußweg nach Pleystein linker Hand." Diese Stelle war 2004 zwar noch zu sehen (ca. 20 Meter südlich der oberen Skilift-Station), jedoch ist die Schürfung total verwachsen und offenbart leider keinen Einblick in die Geologie oder böte gar derartige Funde.
 

Kleine, schaftkantige Ilmenit-Kristalle sitzen mitunter auf den geschilderten Quarzkristallen vom Fahrenberg-Gipfel auf, manchmal sind die Ilmenite auch im Quarz eingewachsen. Im Gegensatz zu Rutil enthält Ilmenit (chemisch: FeTiO3) viel Eisen, was sich in einer rostbraunen "Verwitterungsrinde" der ansonsten schwarzgrauen Kristalle zeigt.
Quelle: Sammlung und Foto: B. Weber

W. VIERLING nennt (1975) "Im Tal der Zott nördlich Pleystein und im Gehänge des Fahrenberges trifft man im Gneis in pegmatitischen Schlieren häufig Kristalle von Turmalin." Ab und an fanden sich sogar bis 10 cm große Kristalle mit Endflächen, wobei der Turmalin immer als schwarzer Schörl vorliegt. Ein sehr gutes derartiges Exemplar aus dem Abhang Richtung Schafbruck liegt im Museum in Pleystein. Der Umstand, dass sich diese Mineralbildung weniger im Biotit-Gneis, vielmehr aber häufig im Diaphthorit-Gneis des östlichen Abhangs findet, ist auffallend. Ein (Meta-) Pegmatitgang wurde vor über 100 Jahren sogar in einer Grube abgebaut. KRETZER (1912) schildert das wie folgt: "Auf der anderen Seite des Baches (der Zottbach ist gemeint) nach dem Fahrenberg zu wurde nur wenig über der Talsohle Granit anstehend gefunden; darüber, höher am Bergeshang, ist eine Grube, die zur "Spatsand"-Gewinnung geöffnet wurde. Dieser Feldspat entstammt einem Pegmatit." Die besagte Pegmatitgrube kann noch heute (allerdings stark überwachsen) im Gelände als tiefe Mulde aufgefunden werden. Sie liegt linker Hand des gelb-weiß-gelb markierten Wanderwegs vom Zottbachhaus zum Fahrenberg etwa dort, wo die 550-m Höhenlinie den Weg schneidet.
 

Turmalin (Schörl) in Quarz eingewachsen kommt besonders im östlichen Abhang des Fahrenbergs (also zum Zottbachtal hin) häufiger vor. Nur dort, wo das stengelige schwarze Mineral in (pegmatitischen) Quarz eingewachsen ist, besteht für Mineraliensammler die die Chance die Kristalle halbwegs unbeschädigt aus dem Gestein heruaszupräparieren. KRETZER schreibt 1912 dazu: "... während südlich davon - im Zottbachtal - der Gneis sich weiter fortsetzt. Der Turmalinreichtum, den man in der westlich vom Fahrenberg gelegenen Talmulde beobachten konnte, kehrt hier wieder." Das links abgebildete Stück stammt aus der alten Pegmatitgrube im Osthang.
Quelle: Sammlung und Foto: B. Weber
Turmalin-Meta-Aplit kommt ebenfalls am Osthang des Fahrenberg vor. Hier sind bleistiftdicke Turmalinstengel eingespickt in eine eher feinstrukturierte Masse aus Quarz und Feldspat. Es ist nahezu unmöglich einzelne Kristalle aus dem Gestein herauszulösen. Übrigens hat die Herkunft dieses eigenartigen Gesteines den Geologen viel Kopfzerbrechen bereitet, es wurde sogar ein eigener Name "Groppit" (von GAERTNER & SCHMITZ) vorgeschlagen.
Quelle: Sammlung und Foto: B. Weber

Der eingangs genannte Amphibolit tritt an drei Stellen - die fast genau auf einer Linie die westlich vom Gipfel abgehend gedacht werden kann - auf. Das erste Vorkommen ist dabei nur ca. 200 Meter westlich von der Kirche aufgefunden worden (und in den Steinhaufen am Waldrand belegt), das zweite liegt genau am "Punkt 745,3" und das dritte nochmals 300 Meter bergab auf Waldthurn zu. Besondere Mineralbildungen sind darin aber nicht vorhanden.

Geschichtlich betrachtet bot sich der Fahrenberg schon im Mittelalter wegen seiner exponierten Lage für Wehrbauten an. Es entstand vermutlich schon vor 1200 eine Templer-Burganlage über die heute nurmehr wenig bekannt ist. Schon vor 800 Jahren, so die Sage, (also 1204) begann die Wallfahrt auf den Fahrenberg nachdem ein "Edler von Waldthurn" von einem Kreuzzug ein Gnandenbild (Marienbildnis) mitbebracht und in einer eigens errichteten kleinen Kapelle aufgestellt hatte.
 

Die mit Sicherheit älteste Wallfahrt Bayerns sah ein böhmisches Nonnenkloster (1352), Hussiten-Überfälle (1425), ein Zisterzienserkloster, den Bauernaufstand (1524), den Neubau einer Kirche (1762) - und deren Niedergang in den Flammen sowie Wiederaufbau (heutige Kirche, 1775). 

Das Bild links zeigt einen Blick von Süd-Ost, vom Gsteinach-Berg aus. 

 

1816 war die Wallfahrt die berühmteste in ganz Bayern (Pfarrbericht 1816: "Im ganzen Königreiche ist keine Wallfahrt berühmter und weit und breit besuchter"), doch, eigentlich kurios, die Kirche wurde erst am 8. Juli 1904 - zum 700-jährigen Jubiläum der Wallfahrt - geweiht.

Die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung (23 m hoher Kirchturm) im späten Rokoko ist überaus sehenswert. Der Hochaltar enthält das Gnadenbild, eine spätgotische Madonna mit Kind. 

Wer nicht wegen der Wallfahrt oder der Geologie den Fahrenberg besteigt (oder mit dem Auto besucht) wird im Sommer durch einen grandiosen Ausblick (Parkstein, Rauher Kulm, Flossenbürg...) und durch die weitgehend unberührte Natur für den Anstieg entschädigt. Im Winter bietet der Fahrenberg den Snowboard- und Ski- Freunden eine gepflegte (und beschneite) Abfahrt mit Lift-Betrieb.

Das Bayerische Geologische Landesamt führt den als Naturdenkmal geschützen Feneisenstein, wenig südöstlich von Oberfahrenberg unter Nr. 374A021 als Geotop.

Literatur:

Links:
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