Der Doost bei Floß
von Berthold Weber, Weiden

Etwa 6 km nordöstlich von Weiden im Gemeindegebiet von Floß bei Diepoldsreuth findet sich das 10.73 Hektar große  Naturschutzgebiet "Doost" mit dem "Teufels Butterfaß". Eine Vielzahl von großen, rundlichen Granitblöcken liegt im Lauf des Girnitz-Bächleins in einem flachen Tal und stellt ein beeindruckendes Beispiel für die Wirkung erodierender Kräfte auf einen Granit-Gesteinskörper dar.
 

Die Granitblöcke haben eine Größe von 1/2 bis 5 Meter und liegen ungerichtet aufeinander, so daß der kleine Girnitz-Bach wohl zu hören, vielfach aber nicht zu sehen ist. Einzelne, verstreute Blöcke an den Talhängen, mehrere hundert Meter vom Bachlauf entfernt und bis 20 m höher gelegen zeigen die gleiche Form und Größe.

Ein "Steinblock-Meer" wie am Doost erwartet und kennt man durch "Wollsack-Verwitterung" an den Hängen von Granit-Bergen und -Kuppen, auch an "Durchbrüchen" von Flüßen und Strömen in Talengen. Die Bildung beim Doost ist ein seltenes Beispiel dafür, daß es keine der dieser Voraussetzungen unbedingt bedarf. Einerseits ist das Tal zu flach, um zu vermuten, daß die großen Blöcke herabgebrochen und in den Talgrund gerollt wären, andererseits gibt es auch keinerlei Anhalt dafür, daß das kleine Bächlein - etwa in den letzten Eiszeiten - ein reißender Strom gewesen wäre. Nachdem dieses Gebiet eiszeitlich auch nicht vergletschert war, verbieten sich zudem Spekulationen in dieser Richtung.

Die Voraussetzungen für derartige Bildungen liegen im Granit und seiner Entstehung selbst. Die Granitgesteinsmassen bilden nämlich keineswegs durchgehend homogene Massen sondern zeigen einen von Klüftung, Bankung und Scherflächen durchsetzten, manchmal auch schaligen Aufbau. Dazu muß man bedenken, daß der heute an der Oberfläche anstehende Granit in mehreren Kilometern Tiefe entstand und in auch geologisch langen Zeiträumen abgekühlt, mehrfach durchbewegt, angehoben und - besonders wichtig - druckentlastet wurde. Mehrere tausdend Meter Deckgestein (das in vielen Jahr Millionen abgetragen wurde) haben ja einen großen Druck auf den Gesteinskörper ausgeübt, die langsame Druckentlastung hat logischerweise - genauso wie die Abkühlung - zu Rißen im Gestein geführt. Übrigens hat man die Wirkung der Druckentlastung auf Gesteinsproben aus der Kontinentalen Tiefbohrung bei Windischeschenbach, wo man ähnliche Tiefen erreichte, an den Bohrkernen sogar als Knistern hören können. Die allerdings hier am Doost viel langsamere Entlastung hat sich auf die Größe der Blöcke maßgeblich ausgewirkt.
 

Die Felsblöcke bestehen aus Granit. Dieser zeigt mal mehr oder weniger ausgerichtete große idiomorphe Feldspatkristalle. Diese haben im Schnitt eine Größe von 2-5 cm. Sonach ähnelt der Granit vom Gefüge her eher dem von Flossenbürg als dem von Leuchtenberg (kleinere Feldspäte) oder Falkenberg (größere Kristalle). 

Als in geologisch jüngerer Zeit (vermutlich im Tertiär) eine oberflächennahe tiefgründige Verwitterung einsetzte, bildeten die Entlastungs-Klüfte besonders gute Angriffsflächen für die Erosion. Die rundliche Form der Blöcke kam dabei also nicht durch Abrollen (wie bei Geröll oder Kieselsteinen) zustande sondern durch geometrisch bedingte Gesetztmäßigkeiten. Ähnlich, wie bei einem Eiswürfel eher die Ecken und Kanten wegschmelzen verwitterten die Granitblöcke zur rundlichen Formen. Auch die Eiszeiten haben zu dieser Fels-Formation beigetragen. Im Fichtelgebirge hat man nämlich festgestellt daß bereits 5 Grad Hangneigung in Zusammenhang mit tiefgründig gefrorenem Boden, der nur oberflächlich wenige Wochen im Jahr auftaut, zur Verfrachtung großer Blöcke hangabwärts führen kann. Dieser (kleinräumige) Transport hat zu der Konzentration der Blöcke im flachen Talgrund geführt.

Die Girnitz hat lediglich in noch jüngerer Zeit den Verwitterungs-Sand weggeführt, den "letzten Schliff" gegeben und die Blöcke so malerisch freipräpariert.
 

Heute ist das Naturschutzgebiet Doost zu einem lohnenden Ziel von - nicht nur geologischen - Exkursionen geworden, auch die Fauna und Flora kann hier begeistern. Ausgangspunkt für eine Exkursion kann der nahe Gollwitzerhof (mit Campingplatz und Badeweiher) sein. Übrigens ist der "Doost" schon früh (14.10.1937) unter Schutz gestellt worden - und damit das älteste Naturschutzgebiet der Oberpfalz. Das Bayerische Geologische Landesamt führt das Geotop unter Nr. 374R005.

Zahlreiche Sagen (siehe auch Link Lobkowitz.de) und Geschichten ranken sich um den Doost, dessen Bezeichung den gleichen Wortstamm wie das Wort "tosen" (nach Schmeller wegen des Wassergeräusches zwischen den Blöcken) hat. Bei Schönwerth (1863) noch "Tost" benannt, finden sich auch die Schreibweise "Dost", so in der Topografischen Karte 1:25000 Blatt Neustadt. Der Bach wird in älteren Abhandlungen als "Görnitz" bezeichnet und mündet in die Floß.

Literatur:

Links:
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